1. Erlauben Sie sich, Konflikte ungelöst lassen
John Gottman, der Vater der Verhaltensbeobachtung in Sachen Partnerschaft, weiß was Beziehungen gut machen und was erlaubt ist. Schließlich forscht er seit über 40 Jahren empirisch in seinen Love Labs. Laut Gottman ist es ein Mythos zu glauben, dass erfolgreiche Partnerschaften all ihre Konflikte lösen.
Ganz im Gegenteil. Er fand heraus, dass über 60% der Konflikte innerhalb einer Beziehung, auch über Jahrzehnte hinweg, NIE gelöst werden. Wow, oder? Irgendwie erleichternd.
Worauf es aber ankommt, ist die Art und Weise, wie mit diesen unlösbaren Konflikten umgegangen wird.
Unzufriedenere Paare denken, dass jede Uneinigkeit aufgelöst werden muss. Sie gehen davon aus, dass ungelöste Themen der Beziehung schaden, dass es einen Kompromiss geben muss, oder es empfinden sich beide schlicht und einfach im Recht.
Diejenigen Paare, die von Konflikten loslassen können, berichten über höhere Zufriedenheit. Sie verstehen, dass Konflikte in jeder Beziehung unvermeidbar sind, dass es immer Dinge geben wird, die sie am Partner nicht mögen, oder Meinungen, die sie nicht teilen. Und das ist ok. Arnold Retzer nennt das die Kunst der „resignativen Reife“. Eben nicht im Recht sein zu wollen. Währende Themen irgendwann sein zu lassen. Nachgiebig zu sein und sich auf die positiven Seiten der Beziehung zu fokussieren.
Learning: Paare müssen nicht über alles reden. Chose your battles. Unlösbares sein lassen. Es ist erlaubt, nicht alles lösen zu wollen und zu können.
Als Paartherapeutin unterstütze ich Sie gerne, wenn Sie Akzeptanz für unterschiedliche Sichtweisen entwickeln möchten.
2. Dem anderen weh tun
Verletzungen gehören zu jeder Beziehung. The good news: Zumindest suchen wir uns aus, von wem wir verletzt werden wollen. Nämlich von dem Menschen an unserer Seite. Ob im Affekt, fahrlässig, unbewusst oder mit voller Absicht -wir wissen alle wo wir drücken müssen, um dem Partner so richtig weh zu tun. Dies soll keine Einladung dazu sein, den anderen willentlich zu verletzen, sondern vielmehr anzuerkennen das Verletzungen in einer Beziehung vorkommen. Sie sollen natürlich nicht überhand gewinnen. Dennoch: ehrlich zu sein, zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen, sollte wichtiger sein, als immer gute Gefühle beim anderen auszulösen.
Es ist manchmal schwer auszuhalten, zu sehen und zu spüren, dass der Partner verletzt ist. Dennoch: Wenn es immer nur darum geht, es dem anderen Recht zu machen, verliert man sich. Damit ist leider niemandem geholfen. Man selber fühlt sich dauerhaft unwohl und die Beziehung bröckelt, meist, ohne das Sie es merken.
Wenn Sie müde sind und Rückzug oder Ruhe brauchen, sollten Sie in der Lage sein, dies auch offen und ohne Schuldzuweisungen zu kommunizieren. Ihr Partner sollte in der Lage sein, dies hören und akzeptieren zu können, auch wenn es bei ihm ungute Gefühle auslöst.
Gesunde Beziehungen nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen, auch wenn Sie einen eben kränken. Wer sich selbst zu Gunsten des anderen aufgibt, verliert sich sich innerhalb der Beziehung. Hier kann ein Coaching für Beziehungen helfen.
Learning: Echte Beziehungen sind keine feel-good-movies. Es geht nicht nur um gute Gefühle. Geben Sie sich selbst Erlaubnis dazu, das Risiko einzugehen, den anderen zu verletzen. Das gehört zu partnerschaftlicher Kommunikation.
3. Sich von Dritten angezogen fühlen, ist okay
Passiert. Jedem. Und wir fühlen uns meist so schuldig dabei, wenn ein flüchtiger oder auch intensiver Blick zu vermeintlich verbotenen Vorstellungen führt. Sexuelle Gedanken, die nicht unserem Partner gelten, sind in unserer romantischen Vorstellung schlichtweg nicht erlaubt. Dann muss etwas mit unserer Beziehung nicht stimmen, denken wir.
Das stimmt so nicht. Es ist gesünder, sich diese Gefühle und Phantasien einzugestehen, um sie dann auch loszulassen zu können. Deshalb erlauben Sie sich ruhig hin und wieder solche Gedanken. Die meisten Menschen in einer festen Partnerschaft geben sexuellen Impulsen nicht nach, und einer schönen Frau auf dem Nachhauseweg nachzuschauen hat noch keiner Beziehung geschadet. Es geht auch darum, die eigene Erotik und Sexualität nicht zu vergraben. Das schadet am Ende der eigenen Partnerschaft.
Wenn wir hingegen Widerstand leisten und die schmutzigen Phantasien unterdrücken, laufen wir viel mehr Gefahr, Aufgestautes irgendwann auch tatsächlich einmal auszuleben… und auf einmal haben wir ein Verhältnis mit dem Arbeitskollegen.
Mit einem attraktiven Menschen des anderen Geschlechts zu flirten, es sogar zu genießen und trotzdem nicht körperlich zu werden, ist eine Entscheidung, die unsere Partnerschaft auch aufwertet. Ich entscheide mich so immer und immer wieder bewusst für meinen Partner. Attraktivität ist weit verbreitet. Intimität ist es nicht.
Learning: Die Gedanken, auch die sexuellen, sind frei und erlaubt. Unsere Gedanken können wir nicht kontrollieren. Unsere Taten schon.
Lesen Sie hier welche 3 Dinge die wirklich Gift für Ihre Beziehung sind!
Schöner Artikel 🙂 Aber heißt loslassen nicht, Konflikte für sich zu lösen:
„Diejenigen Paare, die von Konflikten loslassen können, berichten über höhere Zufriedenheit.“
Liebe Grüße,
Andrea
http://www.mindful-mag.com
Liebe Andrea,
vielleicht ist meine Wortwahl nicht ideal gewessen. Mit loslassen meine ich in diesem Zusammenhang “ hinter sich lassen“.
Viele Grüße
Wenn man sich die Blog Rubriken rund um die Themen Liebe & Beziehungen durchliest könnte man den Eindruck bekommen hier geht es um Raketenwissenschaft.
Vielleicht lautet die runtergrebrochene Formel ja tastächlich nur Toleranz, Geduld und Einfühlungsvermögen 😉
Tatsächlich ist es häufig so, dass Konflikte von Paaren generell negativ bewertet werden. Dabei sind sie ein wichtiges „Instrument“ zum Ausdrücken und Bearbeiten unterschiedlicher Sichtweisen und Bedürfnisse. Entscheidend ist, WIE diese Konflikte ausgetragen werden. Es geht als darum, als Paar eine konstruktive Kultur des Streitens zu erlernen.
Absolut! Dem kann ich nur zustimmen.